2-Stunden in Lohberg
Heut ma ne 2-Stunden Wanderung am Rand vonnen Pott.
Dinslaken-Lohberg ging mir so durchen Kopp, weil ich da umme Ecke wat zu tun hatte und neulich doch wat vonnen neu entstehenden Kreativquartier gelesen hatte.
Also dachte ich so bei mir: Bloß ma schnell hin, bevor se da alles auf neumodisch und Hip machen. Kreativ und so. Für sowatt krisse wohl Euros vonnen Europarlament.
Und so sah et dann auch aus. Rechts unter den Seilscheibenturm nix als Bagger. Gelbe, Rote und Blaue. Und soweite kucken kanns Bauzaun. Jeder mitten Werbeschildchen.
Aber sieht schon schick aus. Inne Mitte son See mit dat Grubenwasser von Sohle 4. Sah jedenfalls so aus. Aber waren nur Algen. Fröschkes drin. Watten Lärm…
Aber ich wollt ja nicht den Park kucken, sondern ma sehen obbet da auch noch Leute gibt. Straßennahmen wie im Bergbaumuseum. Und auffe Fensterbänke kannse inne Ritzen noch dat Glitzern vonnen Kohlestaub erahnen. Wobei man nich mecker kann. Die ham schon ganz töfte geputzt. Dat war nur Einbildung. Glaub ich.
Wat aber ma so richtig geil war: Anne Ecke ein winziges Werbeschildchen an einen Laden. 20 mal 30 Zentimeter oder so. „Herren-Friseur P. Wecke“. Ja gut.
Direkt voren Werkstor is dat schon klar so ne Art Zielgruppenausrichtung. Mädels kamen da vermutlich nache Schicht nicht so oft vorbei.
Als ich da so in den Laden lünker, seh nen Menschen dahinter mitte Zeitung sitzen. Kurz nachgedacht und dann ma rein. Friseurbesuche sind ja ma nich so mein Ding, aber da konnte ich nich widerstehen. Ma kurz rein und gefragt ob ich ihn wohl knipsen darf. Und hömma, das is Premiere. Die erste 2-Stunden Wanderung wo ma ein Mensch im Mittelpunkt steht. Und sein Friseursalon. Sowatt findeste heute nich mehr. Mit liebevoller Bildergalerie vonne Familie unter dem selbstgemachten Schild. Ascher auffe Theke und daneben die Blümkes. Dat is Pott.
Also wennze ma in der Ecke bis: Spring da ma rein und lass dir die Haare machen. Lohnt sich. Und wennze nur die Spitzen schneiden lässt.
Aber ma lustich weitergeschlurft. Ne töfte Siedlung ist das mal gewesen. In jedem Hinterhof siehtet nach Ruhe nache Maloche aus. Mitten drin Marktplatz und Konsum. Und dat Ledigenheim. Wirkt alles irgendwie wie in einer Zeitblase gefangen.
An manchen Häusern noch der Originaldreck, andere liebevoll generalüberholt. Viele alte Bäume und Grün. Denkse gar nich. Und die olle Zeche? Da hauen se noch jede Menge von wech, sacht Herr Wecke der Friseur. Schade eigentlich. Nur Park ist doch irgendwie auch doof, oder? Die Siedlung bleibt ja wohl, aber muss man wirklich alles was mit Zeche, Kohle und Stahl zu tun hat wegkloppen? Brauchen wir nich mehr, kann wech. Schade. Mit den Millionen, die da in dem Park verbuddelt wurden, hätte man bestimmt auch das ein oder andere Gebäude sanieren können. Bin mal gespannt, ob wenigstens der Verwaltungsbau noch stehen bleibt. Wäre wirklich schön.
Aber gezz qaussel ich euch nich weiter zu. Bilder sprechen leiser.